Nicotinamid-Mononukleotid (NMN) – der Gamechanger in Sachen Longevity?
Möglichst lange gesund leben, also die Gesundheitsspanne verlängern – dieses Ziel verfolgt der Longevity-Ansatz. Regelmäßige Bewegung, eine ausgewogene Ernährung und ausreichend Regenerationsphasen können einen Beitrag dazu leisten. Doch was wäre, wenn es eine Substanz gäbe, die den Alterungsprozess zusätzlich ausbremst? Hier kommt Nicotinamid-Mononukleotid (NMN) ins Spiel.
Wir verraten Dir, warum NMN für so viel Diskussionsstoff sorgt und welche NMN-Wirkungen bereits durch Studien belegt sind.
Was ist Nicotinamid-Mononukleotid (NMN)?
Der komplex klingende Name Nicotinamid-Mononukleotid oder einfach NMN steht für ein Vitamin B3 Derivat. Ein Derivat ist ein Abkömmling. Eine solche chemische Verbindung kann zu einer Grundsubstanz zurückverfolgt werden. Nur ein Beispiel ist das Schmerzmittel Acetylsalicylsäure (ASS) – es stellt ein Derivat der Salicylsäure dar. Der Organismus nimmt NMN aber nicht einfach nur auf, sondern verwandelt es in Nicotinamid-Adenin-Dinucleotid (NAD+). Das Wachstum der Zellen, der Stoffwechsel, die Produktion von DNA und Redoxreaktionen, bei denen es zu einem Elektronenübergang kommt – all diese biologischen Vorgänge sind auf NAD+ angewiesen. Als wichtige Vorstufe von NAD+ spielt NMN also eine wichtige Rolle im Körper.
NMN, NAD+ & Sirtuine – ein komplexes Zusammenspiel im Alterungsprozess
Ein Mensch, der altert, zeigt nicht nur unverkennbare äußerliche Anzeichen wie die Bildung von Falten oder graue Haare, auch innerlich spielt sich vieles ab. So sinkt mit zunehmendem Alter die Konzentration von NAD+. Gleichzeitig nimmt auch die Sirtuin-Aktivität ab. Kein Wunder, denn NAD stimuliert Gene, die die sogenannten Sirtuine herstellen. Dabei handelt es sich übrigens um Proteine. Diese können an den Gefäß-Endothelzellen nachgewiesen werden. Doch warum haben die Sirtuine eine so entscheidende Bedeutung? Ganz einfach, in Studien wurden die Proteine mit einem positiven Einfluss auf die Lebensspanne in Verbindung gebracht. Bei Mäusen, bei denen Wissenschaftler das Sirt7-Gen eliminiert haben, führte das zu einer stark verkürzten Lebensspanne – die Mäuse büßten 50 % an Lebenszeit ein. Das zeigt sehr deutlich, dass Sirtuine bei Lebewesen aktiv an der Ausgestaltung der Lebensspanne beteiligt sind. Auch andere Studien bringen ein Sirtuin-Defizit mit einer Alterung der Muskeln und des Gewebes in Zusammenhang.
NMN und Einfluss auf die LanglebigkeitKann Nicotinamid-Mononukleotid (NMN) den NAD+-Spiegel erhöhen?
Ein junger, dynamischer Körper besitzt einen höheren NAD+ Level als ein älterer Mensch. Wie bereits erwähnt, sorgt das Molekül unter anderem für eine gesunde Zellfunktion, das Zellwachstum und die DNA-Reparatur. Befindet sich der Körper im Alterungsprozess, liegt also die Frage nahe, ob der NAD+-Spiegel aktiv erhöht werden kann. Genau an dieser Stelle kommt die NMN-Wirkung ins Spiel. Nehmen Menschen NMN von außen auf, beispielsweise mit einem entsprechenden Präparat, kann das einen jugendlicheren NAD+-Level begünstigen – so zumindest die Theorie. Fest steht, dass der Organismus NMN über den Darm aufnehmen und Körperzellen zur Verfügung stellen kann. So wird der Eindruck erweckt, dass die Zellen jünger sind, als dass eigentlich der Fall ist.
NMN-Wirkung: das sagt die Studienlage
Die Forschungsergebnisse rund um die NMN-Wirkung beschränken sich hauptsächlich auf Tierstudien. Vor allem an Mäusen wurden das Molekül und seine Auswirkungen hinreichend getestet. Dabei kam es zu spannenden Ergebnissen – diese untermauern die Bedeutung von NMN im Organismus, womöglich auch für den menschlichen Körper.
Folgende Untersuchungsergebnisse sind besonders spannend:
- Positiver Einfluss auf viele Körpervorgänge: Oral verabreichtes NMN führte bei Mäusen zu einer zügigen Synthetisierung von NAD+. In den Untersuchungen wirkte NMN einer altersbedingten Gewichtszunahme entgegen, optimierte die körperliche Aktivität und die Insulinsensitivität. Auch die Augenfunktion und der mitochondriale Stoffwechsel verbesserten sich. Zudem verhinderte NMN offenbar altersbedingte Genexpressions- Veränderungen. Unter anderem bremste die Substanz den kognitiven Rückgang bei Mäusen im Zusammenhang mit der Alzheimer-Krankheit aus. Dabei halfen scheinbar die Verbesserung des Energiestoffwechsels und die Reduzierung aggressiver Sauerstoffmoleküle.
- Reduziert womöglich Entzündungen: NMN ist auch mit Blick auf Entzündungsprozesse eine sehr spannende Substanz. Forscher sind der Ansicht, dass das Molekül Entzündungsgeschehen unterdrücken kann. Das ist vor allem deswegen interessant, weil das menschliche Immunsystem mit zunehmendem Alter immer mehr entzündungsfördernde Botenstoffe freisetzt und so zur Alterung beiträgt. Experten bezeichnen das als Inflamm-Aging. NMN könnte altersbedingte Entzündungen des Fettgewebes reduzieren.
- Kann die weibliche (Tier-) Fruchtbarkeit unterstützen: Ältere, weibliche Mäuse erhielten nach der Menopause mit NMN versetztes Wasser zum Trinken. Dadurch konnten sich die Mäuse wieder fortpflanzen. Scheinbar führte NMN bei den Mäusen dazu, dass sich die DNA und die Chromosomen der Eizellen verjüngten.
Gut zu wissen!
Tierstudien geben wichtige Hinweise auf die NMN-Wirkung. Auch wenn die Ergebnisse vielversprechend sind, lassen sie sich nicht automatisch auf Menschen übertragen. Aktuell wird das Molekül aber intensiv erforscht, um zu überprüfen, was Anwender von NMN erwarten können – viele Experten sind hier optimistisch.
Gibt es Erfahrungen zu der NMN-Wirkung?
Hast du schon einmal von dem bekannten Anti-Aging-Forscher David Sinclair gehört? Viele Menschen denken an ihn, wenn es um NMN geht. Er ist der Ansicht, dass NMN tatsächlich eine vielversprechende Substanz im Kampf gegen den Alterungsprozess ist. David Sinclair ist davon so überzeugt, dass er das Molekül selbst täglich einnimmt. Er gibt Anwendern zwar keine Ratschläge, berichtet aber von erstaunlichen Vorzügen seit der Einnahme. Zum einen hat sich sein Ruhepuls auf dem Level eines Leistungssportlers eingependelt und seine Lungenkapazität entspricht einem deutlich jüngeren Menschen.
Andere Anwender berichten von folgenden Erfahrungen:
- strahlende Haut
- mehr Lestungsfähigkeit
- optimierte Blutwerte
- das Gefühl, mehr Energie zu haben
Eine Garantie für eine Wirkung gibt es aber nicht. Auch deshalb, weil noch nicht eindeutig geklärt ist, wie das Molekül eigentlich genau in den Körperzellen wirkt.
Vergleich NMN und NR – das sind die Unterschiede
Sowohl NMN als auch NR (Nicotinamid-Ribosid) sind Vorstufen von NAD. Chemisch gesehen hat NMN jedoch eine zusätzliche Phosphatgruppe – dadurch ist das Molekül physikalisch größer. NMN besitzt einen entscheidenden Vorteil, denn es lässt einen Umwandlungsschritt im Vergleich zu NR aus. Vorliegendes NR muss im menschlichen Organismus zunächst in NMN transformiert werden. Erst danach erfolgt der Umwandlungsschritt in NAD. NMN ist deutlich näher dran – es wird vom Organismus direkt in NAD transformiert. Übrigens identifizierten Forscher in einer Studie aus dem Jahr 2019 einen spezifischen Transporter namens Slc12a8 – er dient wie eine Art Tür, die NMN in die Zellen durchlässt.
Worin ist NMN enthalten?
Was Dich an dieser Stelle vielleicht erstaunt, ist die Tatsache, dass NMN tatsächlich in Lebensmitteln vorkommt. Oft genannte Lieferanten sind Brokkoli, Gurken, Avocado oder Tomaten. Allerdings ist die Konzentration von NMN darin vergleichsweise gering. Mit der normalen Ernährung den NMN- und damit auch den NAD+-Spiegel wirksam zu beeinflussen, ist also unwahrscheinlich. Glücklicherweise gibt es mittlerweile Präparate, die NMN zur Verfügung stellen. Sie gelten als gut verträglich, nebenwirkungsfrei, sind aber im Vergleich zu anderen Präparaten recht hochpreisig. Das liegt daran, dass die künstliche Herstellung aufwendig ist. Bei sehr günstigen Präparaten solltest Du also stutzig werden. Wir empfehlen Dir in jedem Fall einen Preisvergleich. Außerdem setzt Du am besten auf einen seriösen Händler, der auch auf Nachfragen reagiert.
Auf die Schnelle: Fazit zu NMN
Nicotinamid-Mononukleotid (NMN) ist ein vielversprechendes Molekül bei der Ausbremsung des Alterungsprozesses. Derzeit konzentrieren sich die Untersuchungen noch hauptsächlich auf tierische Teilnehmer, es laufen jedoch aktuelle Studien an Menschen. Insbesondere bei Mäusen führte die Verabreichung von NMN zu vielen positiven Ergebnissen wie der Optimierung des mitochondrialen Stoffwechsels. Einige Experten gehen davon aus, dass NMN verjüngende Effekte ausüben kann – was dabei genau im Körper passiert, ist allerdings noch weitestgehend ungeklärt. Da NMN als gut verträglich gilt, ist die Einnahme zur Unterstützung des Longevity-Ansatzes aber durchaus einen Versuch wert.
Quellen
Pschyrembel Online | Derivat
Auf dem Weg zum Jungbrunnen | PZ – Pharmazeutische Zeitung (pharmazeutische-zeitung.de)
Können Sirtuine den Alterungsprozessen entgegenwirken? | Max-Planck-Gesellschaft (mpg.de)
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Ist das Alter ein Entzündungsprozess?: Internisten im Netz (internisten-im-netz.de)
Scientists may be closer than you think to an anti-aging pill. But beware of the hype. (tampabay.com)
This is not an advice article (linkedin.com)
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